Das wichtigste Element eines E-Pianos ist die Klaviatur bzw. Tastatur. Diese muss sich realistisch anfühlen, was sowohl für die Haptik und damit die Oberfläche und Beschaffenheit der Tasten selbst betrifft, als auch ein authentisches Spielgefühl vermitteln. Wenn man eine Taste drückt sollte es sich nach Möglichkeit genau so anfühlen, als würde man dieselbe Taste beim akustischen Vorbild drücken. Wie die Klaviatur aufgebaut ist, worauf man achten muss und wie sie funktioniert, verraten wir in diesem Artikel.

Samplingtechnologie bei Klaviaturen von Digitalpianos

Durch die Einführung der Samplingtechnik konnte erstmals auf elektronischen Instrumenten ein komplexer Klavierklang wiedergegeben werden. Bereits zu Beginn der Neunziger Jahre wurde das PCM-Verfahren verwendet, bei dem authentische Klavierklänge nachgeahmt wurden. Die heutigen Instrumente verwenden das „physical modelling“, wo die Klangerzeugung durch eine digitale Berechnung aller Parameter echter Instrumente erfolgt. Die Samples ermöglichen so eine hervorragende Klangerzeugung. Alle heutigen Digitalpianos besitzen Schnittstellen für MIDI- und sonstige PC-Schnittstellen, wie zum Beispiel USB.

Tasten und Anschlagdynamik

E-Pianos und Keyboards werden zwischenzeitlich in vielen verschiedenen Ausführungen angeboten. Die üblichen Größen sind 49, 61, 76 oder 88 Tasten. Will man hauptsächlich Klaviermusik spielen, sollte ein Digitalpiano mit 88 Tasten gewählt werden.

Pianisten, die ein möglichst authentisches Spiel wünschen, sollten ein Instrument mit Anschlagdynamik verwenden, da nur so der Anschlag variiert und leise oder laute Töne erzeugt werden können. Digitalpianos sind in der Regel mit einer Anschlagdynamik ausgestattet, während Tastaturen ohne jegliche Dynamik nur noch bei einfachen und preiswerten Keyboards verwendet werden. Allerdings sind mittlerweile auch hochwertige Digitalpianos erschwinglich geworden. Sie lassen sich zudem leicht transportieren und ermöglichen das Klavierspiel zu jeder Tages- und Nachtzeit. Die meisten Pianos können nicht nur verschiedene Instrumente nachahmen, sondern ermöglichen auch die Fertigung von Tonaufnahmen.

Klaviatur

Entscheidend für ein realistisches Spielgefühl eines Digitalpianos ist die Klaviatur, die wie bei einem mechanischen Instrument aus unterschiedlich gewichteten Tasten besteht. Jede Taste eines akustischen Pianos besitzt eine eigene Gewichtung, die sich nach der dazugehörenden Saite richtet. Je tiefer ein Ton ist, umso dicker wird eine Saite. Ebenfalls nimmt das Gewicht der anschlagenden Klavierhämmer zum Bass zu. Auch bei Digitalpianos findet sich eine unterschiedliche Gewichtung der Tasten, wodurch diese realen Instrumenten immer ähnlicher werden. Eine solche Tastatur wird daher als „gewichtet“ bezeichnet. Umgekehrt bedeutet dies, dass es keine „ungewichtete“ Hammermechanik gibt.

Je aufwendiger und besser eine Gewichtung der Tastatur ist, umso besser kann der Pianist den Anschlag mit seinen verschiedenen Nuancen dosieren. „Graded Hammer Tastaturen“ ermöglichen einen Anschlag, der über die gesamte Klaviatur unterschiedlich verteilt ist. Durch diese graduierte Gewichtung wird es möglich, dass die Bässe schwerer anzuschlagen sind als die hohen Diskanttöne. Besonders hochwertige Digital-Pianos besitzen sogar eine individuelle Gewichtung jeder Taste.

Akustische Flügel haben eine Mechanik, die gewährleistet, dass sich Hämmer wieder schnell in die Ausgangsposition zurückbegeben. Dies ermöglicht dem Spieler die schnelle Wiederholung (Repetition) des Tones, wodurch wiederum eine bessere Kontrolle des Klavierspiels möglich wird. Da bei Digitalpianos mittlerweile zwei oder mehr Sensoren verwendet werden, können auch ganz feine Abweichungen korrekt erfasst und wiedergegeben werden.

Druckpunktsimulation

Die Druckpunktsimulation gewährleistet ein authentisches Spielgefühl. Unter Druckpunkt wird die Stelle der Hammerbewegung eines akustischen Instrumentes verstanden, bei der der Hammer die Stoßzunge überwindet, um anschließend wieder in die ursprüngliche Situation zurückzufallen. Der Druckpunkt kann bei allen Digitalpianos ertastet werden, indem die Taste ganz langsam ohne einen Ton zu erzeugen, nach unten gedrückt wird. Der Druckpunkt ist kurz vor dem tiefsten Punkt der Taste zu spüren.

Tastenoberflächen

Ein wichtiger Faktor für die Klaviatur digitaler Instrumente ist die Tastenoberfläche. Bei vielen alten mechanischen Instrumenten wurde hierfür Elfenbein verwendet. Moderne Digitalpianos besitzen Oberflächen aus Kunststoff, die Elfenbein sehr gut imitieren können und auch schwitzigen Fingern Halt bieten. Eine Oberfläche aus synthetischem nachempfundenem Elfenbein und einer aufgerauten Oberfläche wirkt absorbierend und verhindert zudem, dass die Finger nach längerem Spiel von der Taste abrutschen. Zudem sind Tasten mit einer solchen Beschichtung leicht zu reinigen.

Echtholztasten und Tasten mit Holzkern

Echtholztasten, wie bei mechanischen Pianos, kosten in der Regel mehr als Kunststofftastaturen. Sie finden sich daher nur bei Modellen im höheren Preissegment wieder. Ob sich Tasten aus echtem Holz auf das Spielempfinden auswirken, ist umstritten. Allerdings besitzt eine Holztastatur eine hervorragende optische Wirkung und wirkt nicht „billig“ wie eine Tastatur aus Kunststoff.

Ebenso ist bei Digitalpianos nicht zwangsläufig eine Tastatur mit einem Holzkern notwendig, da kein Unterschied zwischen Tastaturen mit einem Körper aus Holz oder Kunststoff besteht. Relevant ist immer das Gewicht der Taste, wobei die Tastaturen bei den meisten Herstellern, egal ob aus Kunststoff oder Holz, das gleiche Gewicht haben.

Einstellung der Dynamik

Wie stark die Dynamik einer Klaviatur beeinflussbar ist, kann durch die „Velocity Response“-Kurven bestimmt werden, mit der im Prinzip das gesamte Digitalpiano eingestellt werden kann. Bei einer bestimmten Nuancierung genügt bereits ein leichter Anschlag, um ein kräftiges Forte zu spielen, während bei einer anderen Position deutlich mehr an Kraft benötigt wird.